Seit 1926: Martinszüge in Lohberg

Seit vielen Jahren organisiert der Förderverein der Grundschule Lohberg einen schönen Martinszug durch Lohberg. Im Jahre 2001 konnten wir “75 Jahre St. Martin in Lohberg” begehen; damit ist der Lohberger Zug der erste Martinszug in Dinslaken und sicher einer der größten Umzüge.

 

Nach Polizeiangaben war der Lohberger Zug in diesem Jahr ungefähr 1/3 größer als sonst. Besonders viele türkische Familien waren diesmal mit dabei. Manche wollten durch die Teilnahme an einem christlichen und deutschen Brauchtum ein Zeichen der Solidarität und der Gemeinschaft zwischen Christen und Muslimen setzten, ein Zeichen, daß wir gerade nach den Ereignissen der vergangenen Monate friedlich miteinander leben können.

 

Mit den Informationen von www.dinslaken-lohberg.de schrieb Lars Fröhlich am Donnerstag, 8. November 2001 einen Bericht in der NRZ. Den Text haben wir mit Fotos vom 2001’er Martinszug bebildert.

1926 zog St. Martin erstmals durch die Lohberger Straßen. Unter Kennern gilt der Zug im Dinslakener Stadtteil als einer schönsten Umzüge am ganzen Niederrhein.

 

LOHBERG. In diesem Jahr wird er 75 Jahre alt, der Martinszug in Lohberg. Einer der schönsten Martinszüge am Niederrhein. Und auch heute noch, genau wie vor 75 Jahren, tauchen zahlreiche Fackeln und selbstgebastelte Laternen die Lohberger Straßen an diesem besonderen Abend in ein warmes und freundliches Licht, ziehen hunderte Menschen singend durch Lohberg.

 

Bereits der erste Zug im Jahre 1926 wurde vom Elternbeirat und der Lehrerschaft der Marienschule organisiert. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Denn die Organisation lag und liegt auch weiterhin in den Händen engagierter Eltern. 1929 berichtet die Zeitung bereits von Besuchern, die aus Hiesfeld, Oberlohberg und Dinslaken zum Schulplatz eilten, um "Augenzeuge dieser imposanten Veranstaltung zu sein", wobei der Schulhof einem "wahren und prächtigen Lichtermeer glich". Auch im darauffolgenden Jahr lief der Martinszug den traditionellen Veranstaltungen wie der Martinikirmes klar den Rang ab, denn "trotz Martinikirmes in Dinslaken hatte die Straßenbahn Scharen von der Innenstadt und den Vororten nach Lohberg gebracht."

Wahrscheinlich gab es in Lohberg sogar den ersten, zumindest aber einen besonders schönen Martinszug in der weiten Umgebung, denn Pfarrer Albert Nienhaus schreibt, dass dieser erstmalig im hiesigen Raum stattfand. Rektor Ernst Loch betonte im Jahre 1929 in seiner Ansprache, dass er sich wünsche, dass "Lohberg weiterhin auf diesem Gebiete bahnbrechend und der nächstige Martinszug ein noch viel erhebenderer, viel würdevollerer und noch gewaltiger sein möge als der diesjährige."

 

Sein Wunsch ging in Erfüllung. Im Zeitungsbericht vom 13.11. 1930 ist von einer "schier endlosen Zahl von Kindern und Erwachsenen mit Fackeln und Transparenten" die Rede. "Viele kunstvolle Fackeln, von den Kindern selbst verfertigt, sah man im Zuge. Flugzeuge, Kirchen, Luftschiffe, ja sogar der Leuchtturm von Helgoland wurden mitgeführt, dazwischen ausgehöhlte Kürbisse und Steckrüben. Tausende von Menschen umsäumten die Straßen und begrüßten den Zug. Viele Bürger trugen durch festliche Beleuchtung ihrer Häuser zur Hebung der Freude bei." 

 

Fackeln und Laternen in allen Formen und Farben

 

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten änderte sich das Bild des Zuges. So tauchten 1933 vermehrt Fackeln im Martinszug auf, die auf rotem Transparentpapier ein schwarzes Hakenkreuz zeigten. Im Jahre 1937 musste der Zug wegen der Diphterieepidemie in Lohberg ausfallen. Ob 1938 ein Zug stattfand, lässt sich nicht belegen. In den Kriegsjahren fiel er wegen Verdunkelung und der Gefahr von Angriffen aus. Wann der erste Martinszug nach dem Krieg stattfand, ist nicht belegt. Das Martinsfeuer wurde an wechselnden Orten entzündet. Mal auf den Schulhöfen, auf dem Marktplatz, dem Kirchplatz von St. Marien, in der Vogelsiedlung oder auch in der Nähe des Wirtshauses, in dem anschließend die Festversammlung stattfand.

 

Heute wird es in der Freizeitanlage abgebrannt. Beteiligt haben sich zudem immer zahlreiche Organisationen und Gruppen aus Lohberg. So die Kollegien der konfessionellen Schulen, Musikkapellen, die Lohberger Zechen bzw. Grubenwehr, teilweise bis zum heutigen Tag. (In diesem Jahr sah man sich auf der Schachtanlage leider nicht mehr in der Lage dabei durch die Grubenwehr zu helfen - Schade - Anm. der Internet-Redaktion).

 

1956 bezeichnet die Presse den Martinszug als "Stück des heute noch lebendigen bergmännischen Brauchtums", da die Mitglieder des Knappenvereins "Glückauf" Lohberg den heiligen Martin mit brennenden Grubenlampen durch Lohberg geleiteten. In dem Jahr trug Martin statt der bischöflichen Mitra einen Soldatenhelm.

 

Und auch heute ist es wieder soweit: Am späten Nachmittag zieht St. Martin durch Lohberg! (Das stimmte denn leider nicht, der Martinszug war schon am Dienstag gewesen).

 

Zum Abschluß des Abends lud der Förderverein noch zu warmen Getränken, Kakao und Glühwein an den Stand ein. Mit dem Erlös wird der Martinszug finanziert, der ansonsten nur durch Spenden und das große ehrenamtliche Engagement vieler Leute stattfinden kann.